Goethes Farbenlehre im Lichte neuerer Untersuchungen aus Physik, Wissenschaftsgeschichte und Philosophie.
Vortrag Farbkonferenz am Philosophicum in Basel, 29. – 30. September 2017.
Redner: Ingo Nussbaumer
Künstler und Kunsttheoretiker
Universität für angewandte Kunst in Wien, Fachbereich Malerei
29.09.2017
Dauer: 36:37 min
Eine unzureichende Differenz
In der Unterscheidung von Sinnlichkeit und Verstand thematisiert sich ein Konfliktpotential der bildenden Kunst. Vor allem, wenn es um Bewertungen oder auch Rollen geht, welche die Teile dieser Unterscheidung einnehmen. Vielfach wird dabei der konzeptuellen, als vom Verstand oder der Vernunft her inspirierte Zugangsweise ein Vorrang eingeräumt und der perzeptuellen eine gewisse Unverständigkeit und Beschränkung auf den Bereich sinnlicher wie seelischer Erregungen zugesprochen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich allerdings die Unzulänglichkeit dieser vereinfachten Gegenüberstellung.
Die Erweiterung
Im Begriffspaar Konzept und Intent wird zur konzeptuellen Gestaltung ein komplementärer Bereich der intentionellen Gestaltung eingeführt. Die Gegenüberstellung wird u.a. anhand der klassischen Kunstlehre der Rhetorik aufgerollt und in den Kontext der Auseinandersetzung von disegno e colore gestellt, um verständlich zu zeigen, dass das Prinzip der Farbe im Zusammenhang mit der intentionellen Gestaltung weit mehr ist als bloße Sinnlichkeit.
Bettung in die Wissenschaft
Die beiden Prinzipien lassen sich auch im Kontext der Wissenschaft sichten, wobei Newtons Optik und Goethes Farbenlehre zur Sprache kommen. Newtons wissenschaftlicher Ansatz ist primär konzeptuell orientiert. Er entwirft ein klares und seiner Zeit gegenüber innovatives Konzept des Lichtes, das er experimentell zu beweisen versucht. Goethes wissenschaftlicher Ansatz leitet sich mehr von seiner experimentellen Methode her wie auch der Art, Farbe als einen offenen Begriff zu behandeln, welcher seinen Zusammenhang erst Schritt für Schritt freigibt. Dieser Ansatz ist intentionell orientiert. Wie Goethes experimentelle Methode zu neuen wissenschaftlichen Entdeckungen führt, wird gestreift.
Wissenschaftliches Symposium
«Ich habe nicht gebaut, aber gesäet habe ich»
29. September 2017 09:00–30. September 2017 13:00 Wissenschaftliches Symposium. Goethes Farbenlehre im Lichte neuerer Untersuchungen aus Physik, Wissenschaftsgeschichte und Philosophie.
Programmübersicht
Freitag, 29. September
- Prof. Dr. Johannes Grebe-Ellis: Einführung „Ich habe nicht gebaut, aber gesäet habe ich“
- Dr. Matthias Rang: Neue experimentelle Ergebnisse und ihre Beschreibung – ein Versuch, ontologische Aussagen der Optik des 19. Jahrhunderts aufzuweichen
- PD Dr. Timm Lampert: Newtons experimentelle Beweise
- Johannes Kühl: „ein Muster…, wie man physikalische Forschung behandeln soll…“ – Zum Aufbau der Goetheschen Farbenlehre
- Ingo Nussbaumer: Schnittstellen und Brüche. Über einige Prinzipien von Kunst und Wissenschaft
- Prof. Dr. Olaf Müller: Symmetrien und andere Schönheiten in der Optik
- Prof. Dr. Gunnar Hindrichs: Heisenbergs Auseinandersetzung mit Goethes Farbenlehre
- Prof. Dr. Friedrich Steinle: Goethe als Farbenforscher im Kontext seiner Zeit: ein neuer Blick
Samstag, 30. September
- Dr. Pehr Sällström: On the compatibility of Goethe’s colour theory with that of Newton
- Prof. Dr. Dr. Brigitte Falkenburg: Grenzen der Farbsymmetrie
- Prof. Dr. Axel Buether: Die Wirkungen der Farben auf unser Erleben und Verhalten: Von Goethes Farbenlehre zur Farbpsychologie der Gegenwart
Veranstalter
Philosophicum im Ackermannshof, Stefan Brotbeck und Renatus Ziegler
in Kooperation mit
Johannes Grebe-Ellis,
Matthias Rang
und dem Förderverein Experiment FARBE, Basel
St. Johanns-Vorstadt 19–21,
CH-4056 Basel
Telefon: +41 (0)61 500 09 30
www.philosophicum.ch
Redner
Ingo Nussbaumer – Homepage
Universität für angewandte Kunst Wien – Webseite