Aike Hinrichs

Bachelorthesis Wintersemester 2015/2016
HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Fakultät Gestaltung
Farbdesign

Geprüft von:
Prof. Timo Rieke / Dipl.-Des. Martin Brandes

Abstract

Die Bachelorthesis Brandsitz 2.0 beschäftigt sich mit der aus dem Jugendstil stammenden floralen Ornamentik, welche in Form von brandgedruckten Mustern auf klassischen Kaffeehausstühlen zu finden waren. Ziel war es, die Technik des Branddruckes zu zitieren und mittels des Lasergravurverfahrens in einen zeitgemäßen Kontext zu transportieren. Hierzu wurden die floralen Muster des Jugendstils analysiert und letztlich in eine modern anmutende Grafik verwandelt.  Die Schwierigekit in diesem Projekt lag darin, die Holzoberfläche der bereits fertig geformten Stuhlbauteile mittels des Lasergravurverfahrens zu bearbeiten, da dieses Verfahren lediglich eine Bearbeitung planer Oberflächen vorsieht. Hierzu wurde eine Methodik entwickelt, in der die zu übertragende Grafik in Einzelteile gerastert wurde um im Anschluss die einzelnen Teilsegmente nacheinander auf die Oberfläche zu übertragen.

Auszüge aus der Bachelorarbeit

Zur Gestaltung

Designs im Stile der Neo-Renaissance, des Jugendstils oder aber auch abstrakte Muster. Hierbei werden zeittypische Ornamente genutzt, um sie meist partiell auf die Sitzfläche des Stuhls zu bringen. Da ich mich bei der späteren Übersetzung zum Brandsitz 2.0 auf die floralen Muster des Jugendstils beziehe, möchte ich diese folgend näher beschreiben.

Bei genauerer Betrachtung der tatsächlich floralen Muster fällt auf, dass Blumenblüten häufig im Zentrum der jeweiligen Ornamente stehen und die Blätter oder Stiele häufig als Zierobjekte der eigentlichen Blüten dienen. Hierbei ist zu beobachten, dass die Stiele oder Blätter in ihrer Anordnung häufig elegant geschwungene Formen mit sich bringen und sich an manchen Stellen verdichten und an anderen Stellen gegensätzlich zur Verdichtung, eine Auflösung der floralen Formen zeigen.

So entstehen einige spannende Kombinationen aus den im Zentrum stehenden Blüten und den um diese herumwachsenden Blätter und Stiele, die insgesamt eine harmonische Gesamtkomposition ergeben und mit einem hohen gestalterischen Handwerk zu bewerten sind.

Zur Farbgestaltung lässt sich sagen, dass die Brandsitze in ihrer Farbigkeit lediglich durch ihre Materialität definiert werden. So sind durch das Verfärben der damals verwendeten Brandstempel teilweise starke Hell-Dunkel-Kontraste entstanden.

Die Brandsitze im Jugendstil lassen sich meist im Kontext der Kaffeehäuser finden und gelten somit als prägender Bestandteil des damaligen Interior Designs.

Transfer vom Brandsitz zum Brandsitz 2.0

Um eine Brücke vom Brandsitz des Jugendstils zum Brandsitz 2.0 zu schlagen, bedarf es einer kurzen Erklärung. Der Transfer von Alt zu Neu soll gezielt ablaufen und sich dabei auf drei Säulen stützen.

Die erste Säule macht dabei der Jugendstil aus, aus dem der ursprüngliche Brandsitz stammt. Die Farbigkeit, sowie die Qualität der Ornamente der Brandsitze soll möglichst erhalten bleiben und am gestalteten Objekt nachvollziehbar und ersichtlich sein.

Das Bauhaus, aus dem der zu bearbeitende Stuhl stammt, sowie der zu der Zeit vorherrschende Stil in Architektur, Design und Kunst macht hierbei das zweite Standbein aus. So soll die Formensprache von Werken von El Lissitzky oder auch Kandinsky Inspirationsquelle für den Brandsitz 2.0 sein. Gleichzeitig soll die Einfachheit und Reduziertheit aktueller Architektur und des Produktdesigns mitschwingen und prägend für die Anmutung des Neuen sein.

Als drittes Standbein sind die gegenwärtigen Designströmungen der Welt von Produkten, Raum und Kommunikation zu sehen. Die Überflutung von Information im Alltag bringt Gegenbewegungen mit sich, die Trends wie den Industrial-Style oder das sogenannte Homing, aber auch den Wunsch nach mehr Echtheit und weniger Imitation hervorbringen. Eine klare Formensprache ist nach wie vor präsent und die Intention zum Entdecken und Erlernen neuer Perspektiven gegeben.

An dieser Stelle soll der neue Brandsitz anknüpfen. Experimentell, auf der Suche nach einem neuen Weg, aber dennoch zielgerichtet soll gestaltet und dabei stets der Input des vergangenen Jahrhunderts im Hinterkopf behalten werden sowie von alten und gegenwärtigen Stilrichtungen und Designströmungen inspiriert werden.

Farbstudie

Trotz des Sachverhaltes, dass bei der Bearbeitung von Holzoberflächen bezüglich der Farbigkeit lediglich die Materialfarbigkeit gegeben ist, wird auf dieses Themenfeld eingegangen.

Es wurde sich dazu entschlossen auch an die Farbigkeit der Brandsitze eine Hommage zu setzen, in dem man wie um 1900 die Materialfarbigkeit des Holzes lediglich durch Hitze (damals durch die Brennplatten, heute durch die Kraft des Lasers) bearbeitete. Durch das Verfahren der Lasergravur kann man dem Holz gezielt durch die Veränderung einzelner Parameter des Lasers verschiedene Farbigkeiten geben. Mit Hilfe dieses Verfahrens kann man eine Farbreihe erstellen, deren Farbtöne zum einen durch Licht und Schatten, bedingt durch die Tiefe der Gravur, und zum anderen durch den Grad der Verbrennung des Holzes definiert werden.

Mit diesem System lassen sich natürlich weitere Materialien bearbeiten, die demnach weitere Farbreihen mit sich bringen. Denkt man an diesem Punkt weiter, ließen sich hieraus Farbkollektionen und sogar Farbsysteme ableiten. Um eine Farbreihe als Beispiel zu zeigen, wurde dieses Verfahren am Werkstoff MDF angewendet.

Wie funktioniert die Grafik des Brandsitz 2.0 auf anderen Materialien? Natürlich lässt sich die Grafik auf fast jedes Material übertragen, nur macht es häufig, bedingt durch den Zusammenhang mit den Brandsitzen um 1900, wenig Sinn dieses zu tun. Der Betrachter ist dieser Verbindung zwar nicht zwangsläufig vertraut, so könnte man die Grafik auch als eine für sich stehende Arbeit sehen, doch sobald dem Betrachter das Hintergrundwissen über den Brandsitz 2.0 gegeben ist, mach die Grafik nur noch Sinn auf einem Stuhl.

Zur Person

Aike Hinrichs – Kontakt

Weblinks

  • Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
    Hildesheim/Holzminden/Göttingen – Gestaltung
  • Dipl.-Des. Martin Brandes – Homepage
  • Prof. Timo Rieke – Homepage
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