Entwicklung eines Star Wars – Gestaltungskonzepts mit Anwendung im Produktdesign

Von Ariane Clermont
Bachelorthesis Farbdesign
an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Fakultät Gestaltung
22.07.2016

Seit mehr als 30 Jahren begeistert Star Wars die Menschen weltweit. Nicht nur die für damals absolut neue und faszinierende Science-Fiction-Welt prägt die Populärkultur, kaum eine andere Filmreihe bietet bis heute ein so breites Spektrum an faszinierenden Ideen. Die durchdachte und detaillierte Saga zeichnet sich unter anderem durch ihre charakterisierende Farbgestaltung aus und besitzt einen hohen Wiedererkennungswert. Allein die vielen verschiedenen Charaktere, welche unterschiedlichen Spezies angehören, sind in ihrer Farbgestaltung klar definiert und weisen klare farbliche Erkennungsmerkmale untereinander auf. Trotzdem bleibt den meisten Science-Fiction-Fans die so aufwändig aufeinander abgestimmte Gestaltung der einzelnen Bereiche von Star Wars vorenthalten. Die unzähligen Hintergrundinformationen und die Komplexität der Handlung machen es schwer zu erkennen, wie viele Informationen die Farbgestaltung über den Inhalt preisgibt.

Problemstellung

Obwohl Star Wars die Kompetenz besitzt, eine Farbgestaltung im Design zu generieren, wird diese meist außer Acht gelassen. Des Weiteren nimmt die Saga einen großen Teil des Merchandise-Marktes ein, welcher nahezu alle Bereiche des Produktdesigns abdeckt. Allerdings befinden sich unter den vielen Fanartikeln nur wenige, die Wert auf ein gutes Design legen. Kitschige Motive, das bloße Abbilden der Star Wars -Elemente und die Verwendung der bekannten Star Wars- Typographie prägen den Merchandise-Markt, in dem sich die Kult-Saga bewegt. Von Gestaltungsprinzipien und designorientierten Gestalten fehlt jede Spur. Vor Allem im Bereich der technischen Produkte, die in der Saga stark thematisiert werden, verbirgt sich ein vielversprechender Markt für Star Wars-Artikel. Dazu kommt der stetige Zuwachs der technischen Produkte in unserem Leben, welche bereits einen relevanten Markt unserer heutigen Gesellschaft bilden. Auch Star Wars bietet neben Filmen und Büchern ein großes Repertoire an Computer- und Konsolenspielen. Außerdem steigt die Nachfrage an Controllern aus vergangenen Jahren, die seit 2016 wieder produziert werden. Star Wars wird auch zukünftig ein Thema unserer Gesellschaft sein, einen großen Teil des Produktmarkts ausmachen und weiterhin Fans dazu gewinnen. Mit einer Zielgruppe von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen werden alle Altersgruppen abgedeckt.

Nun stellt sich die Frage, ob es möglich ist, den Farbcharakter von Star Wars in ein funktionierendes Designkonzept zu übersetzen. Aus diesem Grund wird ein geeignetes Gestaltungskonzept für technische Produkte erarbeitet und anhand von verschiedenen Controllern umgesetzt. Dabei ist es wichtig, auf die Formen und Funktionen der Geräte einzugehen und sie zu berücksichtigen. Ziel der Arbeit ist es, das Gestaltungskonzept durch reduziertes Design, nicht nur für Star Wars Fans, sondern auch für alle Designinteressierte und Technikbegeisterte, zu konzipieren.

Methodisches Vorgehen

Die vorliegende Arbeit untersucht durch verschiedene praktische Gestaltungsansätze und Entwurfsphasen die Fragestellung, ob es möglich ist, den Farbcharakter der Star Wars-Filmreihe in ein funktionierendes Designkonzept zu übersetzen. Um einen ersten Überblick des Produktmarktes mit Anwendung der Star Wars -Farbcodierungen zu bekommen, wird die Kompatibilität der Farben und verschiedenen technischen Produkten durch eine digitale Darstellung aufgezeigt. Anschließend wird aufgrund der Form- und Funktionsanalyse der Controller die Auswahl getroffen. Danach folgt die Formanalyse der Star Wars -Charaktere und -Raumschiffe, welche durch minimalistische Grafiken dargestellt und schließlich den Formen der Controller-Elemente zugeordnet werden. Sowohl analoge als auch digitale Entwürfe kommen in der Entwurfsphase zustande. Farben können gegebenenfalls modelliert und den technischen Elementen angepasst werden. Abschließend werden die erarbeiteten Entwürfe auf die Controller gebracht, indem diese lackiert und/oder gelasert werden. Des Weiteren entsteht aus den vorhandenen Farbcodierungen ein realer Farbfächer.

Stand der Forschung

Das Thema Star Wars ist im Farbdesign bisher noch wenig erforscht. Vorhandene Literatur beschäftigt sich nur grob mit der Thematik und gibt nicht genügend Informationen über die Farbgestaltung, um ein Designkonzept aus den Ergebnissen entwickeln zu können. Eine Ausnahme bilden die Lichtschwerter der Saga. Hierzu gibt es eine Menge an Literatur und Spekulationen, welche die Farbgestaltung der Waffen näher betrachten. Aus diesem Grund habe ich mich dem Thema Star Wars im Farbdesign in einer Projektstudie gewidmet und eine Farbanalyse der Filmreihe vorgenommen. Daher basiert die vorliegende Arbeit auf den in der Projektstudie ermittelten Ergebnissen. Die Analyse umfasst ausgewählte Szenen, Charaktere, Raumschiffe und Planeten und zerlegt diese in Farbcodierungen. Die Codierungen sind mit der jeweiligen NCS-System-Bezeichnung gekennzeichnet und somit realisierbar.

Thesenformulierung

Die vorwiegend dunklen Farben der Star Wars Saga werden durch ein Farb-Modelling angepasst, um sie am Produkt umsetzen zu können, da das dunkle Farbspektrum nur wenig Spielraum für Kontraste lässt. Durch die Benennung der Farben im NCS-System können die Farben originalgetreu auf die Produkte gebracht werden. Allein die Farbe wird den Charakter von Star Wars nicht vermitteln können, daher wird das jeweilige Lizenz-Symbol zur besseren Erkennbarkeit ebenfalls auf den Controllern platziert. Das einfache Design lässt zu, dass ein universelles Gestaltungskonzept entsteht, welches nicht nur auf Star Wars-Fans abzielt. Außerdem sind die Farben untereinander harmonisch und kompatibel. Die Besonderheit des Konzepts, welches sich farblich ausschließlich an Filmen orientiert, ergibt völlig neue und individuelle Designmöglichkeiten. Hinzu kommen die in der Saga thematisierten technischen Gegenstände wie Raumschiffe, Waffen, Droiden usw., die sich den Produkten optimal anpassen. Das Ziel der Arbeit ist die Entwicklung eines reduzierten Konzepts für technische Produkte mit erkennbarem Star Wars-Charakter.

Formanalyse

Das Gestaltungskonzept platziert sich im Produktdesign und wird am Beispiel von Controllern aufgezeigt. Um einen groben Überblick der zu gestaltenden Flächen zu bekommen, werden die einzelnen Elemente der Controller und der Star Wars -Charaktere und -Raumschiffe in ihre Grundformen zerlegt. Das Design der Knöpfe spielt eine wichtige Rolle und muss zudem die Funktionsbereiche mit einbeziehen. Die Charaktere und Raumschiffe von Star Wars lassen sich ebenfalls in einfache Formen zerlegen. Einfache Grafiken stellen die verschiedenen Objekte dar. Durch das Nachzeichnen der Silhouetten entsteht eine erste Grundform. Markante Elemente und Erkennungsmerkmale werden dann reduziert dargestellt und in die Silhouetten eingefügt. Um die Grafiken noch eindeutiger zu machen werden diese in den jeweiligen Farbcodierungen eingefärbt und erhalten zusätzlich eine Hintergrundfarbe. Insgesamt ergeben sich damit 50 Grafiken.

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Der Vergleich der Formen zeigt, welche Elemente zu welchen Controllertypen passen. Dazu werden die Charaktere und Raumschiffe den jeweiligen Controllern zugeteilt. Wiederholende oder sich ähnelnde Formen werden einander zugeordnet und bilden Cluster. Am Beispiel von Jango Fett ist zu erkennen, wie gut sich sein Helm dem Nintendo 64 Controller anpasst, wenn einfache Formen verwendet werden.

Entwurf

Die Entwurfsphase wird zum Experimentieren und Veranschaulichen genutzt. In der ersten Entwurfsphase werden Malvorlagen der verschiedenen Produkte ausgedruckt und analog mit Aquarell eingefärbt. Dabei bleiben die Star Wars -Charaktere und –Raumschiffe ihrer Gestaltung treu. Die analogen Entwürfe zeichnen sich durch detaillierte Merkmale der Star Wars Objekte aus. In der zweiten Entwurfsphase entstehen digital bearbeitete Entwürfe. Hier wird darauf geachtet, ein minimalistischeres Design zu erzielen. Mit Hinblick auf die analogen Entwürfe werden diese grob übernommen und durch Weglassen einiger Details vereinfacht. Um herauszufinden, ob die Farben der Codierungen allein ausreichen, um den Star Wars -Charakter zu vermitteln, werden die Controller in der dritten Entwurfsphase ausschließlich eingefärbt und benannt. Die Entwürfe der vierten Phase bestehen aus den zuvor eingefärbten Entwürfen der dritten Entwurfsphase und werden durch Grafikelemente ergänzt. Die Grafiken werden den zugeordneten Controllern angepasst. Dazu werden einzelne Elemente aus den Grafiken abstrahiert und nochmals vereinfacht dargestellt. Danach müssen die Elemente der Form des Produkts angeglichen werden. Außerdem kommen die bekannten Star Wars -Symbole zum Einsatz, welche für eine bessere Erkennbarkeit sorgen.

Ergebnis

Die Entwürfe zeigen, wie gut sich der Farbcharakter von Star Wars vermitteln lässt. Die bloße Verwendung der Farbcodierungen der Star Wars -Charaktere und -Raumschiffe vermitteln nur selten den Farbcharakter. Auf Technik basierende Objekte lassen sich leicht allein durch Farben kenntlich machen. Am Beispiel von R2D2 ist zu erkennen, dass das einfärben der Knöpfe ausreicht, um die Assoziation des Droiden zu ermöglichen. Andere Objekte hingegen benötigen ein zusätzliches Symbol oder eine Bezeichnung, um auf die Star Wars Saga schließen zu können. Durch verschiedene Techniken wie lackieren, Wassertransferdruck, folieren usw. werden die Entwürfe auf Produkte übertragen. Um zu zeigen, dass die Gestaltung auch auf anderen Produkten funktioniert, wird das Design digital auf weitere technische Produkte übersetzt. Die schematische Ansicht verdeutlicht den universellen Einsatz des reduzierten Gestaltungskonzeptes. Außerdem finden die minimalistischen Grafiken Anwendung auf Postkarten oder können beispielsweise als Kissenmotiv verwendet werden. Aus den in der Projektstudie erarbeiteten Farben lässt sich ein Star Wars -Farbfächer anfertigen.

Erkenntnisse

Die Entwürfe belegen, dass das Ziel eines Star Wars -Gestaltungskonzept für Produkte realisierbar ist. Außerdem ist es gelungen, ein Design zu generieren, welches sich nicht auf die sonst so kindliche Gestaltung der Lizenzprodukte stützt. Einfache Formen und die klare Definition der Farben ermöglichen ein Merchandise-Design, das nicht nur auf Star Wars -Fans abzielt sondern auch für Designinteressierte und Technikbegeisterte konzipiert ist. Des Weiteren sind mit dem Farbfächer und den Farbkarten Hilfsmittel für Gestalter entstanden, die untereinander in allen Kombinationen harmonisch sind. Die Farben und Formen der Studie lassen sich in allen Bereichen des Produktdesigns anwenden.

Fazit und Ausblick

Der Erfolg von kitschigem Star Wars-Merchandise scheint grenzenlos. Trotz dessen ist das Design von Merchandise, vor allem im Star Wars -Bereich, verbesserungswürdig. Die gestalterische Adaption vom Film zum Produkt bietet ein großes Spektrum an neuen und individuellen Gestaltungsmöglichkeiten, die genutzt werden sollten. Das entwickelte Konzept der Reduzierung stellt auf simple Art Star Wars -Assoziationen dar und ist zudem gestalterisch ansprechend. Die Nachfrage an designorientiertem Merchandise besteht, doch sie wird den von Kitsch geprägten Markt nur schwer einholen können. Dennoch liegt es an uns Designern, den Konsumenten neue, aufregende Alternativen für den so monoton wirkenden Markt aufzuzeigen und zu begeistern. Minimalistisches Design findet immer häufiger den Weg in unsere Gesellschaft und wird auch in Zukunft ein Thema sein.

Ein gutes Produktdesign muss nicht immer kitschig sein – Ein erfolgreiches Produktdesign muss nicht immer gut sein.

Aufbau der Arbeit

Insgesamt unterteilt sich die Arbeit in fünf Kapitel. Das erste Kapitel führt an das Thema heran, beschreibt die Problemstellung und stellt die Zielsetzung der Arbeit dar. Im zweiten Kapitel folgt eine für die Bachelorarbeit relevante Darstellung des Themas Star Wars im Produktdesign. Die aktuelle Marktsituation und die daraus entstehenden Konsequenzen werden näher beleuchtet. Das dritte Kapitel beinhaltet den bisherigen Stand der Forschung zu dem Thema und formuliert die Thesen der Arbeit. Das vierte Kapitel beschreibt die methodischen Vorgehensweisen und die daraus entstehenden Resultate der Studie. Anschließend werden die Ergebnisse miteinander verglichen und auf die Thesenformulierungen geprüft. Im fünften Kapitel werden die für die Anwendung relevanten Ergebnisse zusammengefasst und diskutiert. Außerdem wird die Bedeutung der Arbeit deutlich gemacht und ein Zukunftsausblick gegeben.

Zu den Personen

Weblinks

HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen – Farbdesign


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