Dissertation von Prof. Dr. Christoph Johannes Häberle
Bergische Universität Wuppertal
Design, Kunst- und Musikpädagogik, Druck
Prof. Dr.phil. Dr.h.c. Siegfried Maser
Juni 1999
Abstract
Ziel der vorliegenden Arbeit ist, am Beispiel der Beobachtung des Phänomens der „Farbheimat“, d.h. raumgebundener Farbigkeiten und Farbbevorzugungen der Bewohner verschiedener europäischer Regionen die Entwicklung individueller und kollektiver Farbpräferenzen zu beschreiben und zu erklären. Grundlage dazu bieten empirische und theoretische Untersuchungen, deren Ergebnisse in zwei Teilen dargestellt werden.
Der erste Teil enthält eine historisch geordnete Zusammenfassung wahrnehmungs- und erkenntnistheoretischer Konzepte zur Erklärung von Farbwahrnehmung und -verständnis. Anliegen ist, gegenwärtige Sichtweisen über ihre geschichtliche Entstehung verständlich zu machen. Schwerpunkt des zweiten Teils der Arbeit ist die Darstellung und Auswertung der empirischen Untersuchungen, sowie deren Interpretation und theoretische Begründung. Herangezogen wird:
- die Auswertung von Reisen in verschiedene europäische Regionen, die Gelegenheit zu gezielter Beobachtung „kulturspezifischer Farbpaletten“ boten und inform einer umfangreichen Dia-AV-Schau (über Farben in Natur, Kultur, sozialem Alltag), Farbtests, Farbmustersammlungen (z.B. Farbkarten, Hausanstrichfarben, Konsumartikel, Gesteins-, Bodenproben), Farbabmusterungen etc. dokumentiert sind.
- die Diskussion gesamtmenschlicher Bedingungen der Farbwahrnehmung und des Farbverhaltens im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes auf dem Hintergrund aktueller Theoriebestände (z.B. Kognitive Psychologie, Homöostase, Systemtheorie) mit dem Ergebnis der Ableitung von Regeln für „menschliches Gestalten“.
Im Zuge der geführten Diskussion wird die besondere Bedeutung „kollektiver Wahrnehmungsmuster“ für den Gestalter hervorgehoben.
Biographie Prof. Dr. Christoph Häberle
Prof. Dr. Christoph Häberle ist Farbforscher, Designer und Professor für Verpackungsdesign an der Hochschule der Medien Stuttgart.
Nach seinem Maschinenbaustudium arbeitete er als Entwicklungs- und Konstruktionsingenieur. 1991 bis 1993 studierte er Investitionsgüterdesign an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. 1994 erhielt er Stipendien der Landesgraduiertenförderung Baden-Württemberg und des DAAD und erforschte das Thema Farbpräferenzen in Europa. Zweieinhalb Jahre reiste er durch 24 europäische Regionen und untersuchte die Farbpräferenzen der Menschen in ihrem sozialen Alltag. 1996 machte er sich mit dem Schwerpunkt kulturelle Farbpräferenzen, Farbkollektionsentwicklung, Trendforecasts selbstständig mit dem Designbüro B612 in Stuttgart. 1999 schloss er seine Promotion an der Bergischen Universität und Gesamthochschule Wuppertal im Fachbereich Philosophie ab mit dem Thema Farben in Europa – Entwicklung von individuellen und kollektiven Farbpräferenzen. 2000 folgte er dem Ruf als Professor an die Hochschule der Medien, Lehrstuhl Verpackungsdesign.
In seiner Tätigkeit beschäftigt er sich mit kulturell unterschiedlichen Wahrnehmungsgewohnheiten und den Wirkzusammenhängen unseres Handelns auf Gesellschaft, Mensch und Kultur. Seine Arbeiten wurden ausgezeichnet mit verschiedenen Preisen u.a. Red Dot Award, Art Directors Club, Rat für Formgebung, Deutscher Verpackungspreis, Karl Miescher Preis des deutschen Farbenzentrums.
Zur Person
Christoph Johannes Häberle – Hochschule der Medien