Zur Korrelation des AMC mit dem I Ging

Über strukturelle Beziehungen zwischen Farbgenese und I Ging

Eckhard Bendin

Der binäre Code des I Ging

Kombinatorischer Schlüssel zum Phänomen Farbe

„Der unsichtbare Sinn der Dinge ist harmonischer als der augenscheinliche“. Heraklid

I.7.01 Das chinesische Zeichen ‚Die Wandlung‘

Das Buch der Wandlungen, das älteste und zugleich aktuellste Buch Chinas, enthält eine Kosmologie, eine Philosophie und eine Theologie, hinzu kommen bemerkenswerte Einsichten in die Psychologie sowie in Formen der Gesellschaft und Kultur. Die nicht-kausale, strukturalistische Denkhaltung des über 3000 Jahre alten chinesischen Weisheitsbuches hat seit ihrer Übersetzung durch Richard Wilhelm ins Deutsche (Wilhelm 1924), insbesondere aber durch deren spätere Übertragung ins Englische durch Cary F. Baynes (Baynes 1950), zu der diesen insbesondere C.G. Jung ermutigt hatte, vielfach in das europäische Denken Eingang gefunden. Für Richard Wilhelm enthielt das I Ging die Ursprünge des Taoismus und des Konfuzianismus ebenso wie den Keim der chinesischen Naturwissenschaft. Durch ihn lernte auch C.G. Jung die tiefe Bedeutung des Buches der Wandlung kennen. Er fand darin eine Bestätigung seiner Theorie der Archetypen im kollektiven Unbewussten und Verbindungen mit den gnostischen Traditionen Europas und den Philosophien Indiens. Jung bezeichnete das I Ging als einen archimedischen Punkt, von dem aus die Geisteshaltung des Abendlandes bis in ihre Grundlagen erschüttert werden könnte. Seither hat der altchinesische Klassiker zahlreiche Deutungen erfahren und wurde Teil auch des kulturellen Erbes der westlichen Welt. Die verborgene Kombinatorik des I Ging fand inzwischen nicht nur ihre Bestätigung in den bislang wohl wichtigsten Entdeckungen der Menschheit, dem genetischen Code, zudem im Periodensystem der Elemente, sondern wurde vielfach auch Quelle künstlerischer Inspiration, z.B. im musikalischen Werk von John Cage.

Bei Betrachtung des I Ging aus westlicher Prägung muss man das vermittelte Weltbild, die kulturell und sprachlich fernöstlich konditionierten Ansichten von Natur und Gesellschaft mit den eigenen Erfahrung hinsichtlich der Kohärenzen abgleichen und in Rechnung stellen, dass Unterschiede im Verständnis der hochkomplexen Bilder und des reichhaltigen Systems der Symbole bleiben werden.

Einen besonderen Impuls gab die gelungene Umschreibung der Aminosäuren der DNS durch Martin Schönberger mithilfe der 64 Hexagramme des I Ging (Schönberger 1973). Aus den vier Bausteinen der Aminosäuren, den Basen A ,C, G und U, entfalten sich auf der Grundlage des binären Codes 64 mögliche ‚Codons‘. Alles pflanzliche und tierische Leben erfuhr offensichtlich seine Ausformung und Fort- pflanzung durch ein System, das aus 64 Code-Wörtern (Codons) besteht, die zur Beschriftung des langkettigen Moleküls DNS verwendet werden. (Abb. I.7.04)

Für die nachfolgende Betrachtung des Co- des als kombinatorischer Schlüssel auch im Hinblick auf das visuelle Phänomen Farbe soll die Kombinatorik des I Ging zunächst umrissen werden.

Bigramme und Trigramme

Der verblüffendste Aspekt des I Ging für den modernen Menschen ist, dass alles auf einem einfachen Gegensatz beruht. Die 64 Hexagramme, Figuren aus sechs Linien und Symbole verschiedener, sich wandelnder „Bilder“ (d.h. anschaulicher auf verschiedenen Erfahrungsebenen und Situationen beruhender Bedeutungsfelder), entstehen aus einem elementaren binären Code in Gestalt unterbrochener („weicher“) und durchgehender („fester“) Linien. Der Code entspricht den ursprünglichen Kräften Yin und Yang und stimmt mit Polaritäten wie Minus und Plus, Nein und Ja oder mit den Zahlen 0 und 1 des Computers über- ein. Die Kräfte Yin und Yang verkörpern das vollkommene Sein, das Tao. Sie stellen die Grundkräfte oder Prinzipien der Natur dar, die sich relativ zueinander bewegen und ausgleichen. Die beiden einander ergänzenden Aspekte stehen in einer zyklischen Beziehung, in der die extreme Entwicklung des Einen bereits den Keim des Anderen enthält. Der zyklische Wechsel und das Einander durchdringen von Yin und Yang sind im Symbol des Tai Ji (Das Höchste Oben) veranschaulicht (Abb. I.7.05)

Aus der Kombination der beiden verschiedenen Linien entstanden zunächst vier Bigramme sowie acht Trigramme als Ausdruck der möglichen Grundsituationen aus Wechselwirkungen des Yin und Yang. Sie stehen für die Bewegungen und Gegensätze zwischen den Kräften, die in der Natur, im Staat und in der Familie zum Ausdruck kommen. Für die Interpretation der jeweiligen Linienkombination ist die Stellung (Platz) der Linien ausschlaggebend. Sie wird dazu von unten nach oben „gelesen“. (Abb. I.7.02)

Hexagramme

Der nächste Entwicklungsschritt des I Ging war die Zusammenfügung der acht Trigramme zu Hexagrammen, wodurch 64 (8 x 8 = 64) Hexagramm-Gestalten entstanden. Indem man ein Trigramm (bzw. die dadurch gekennzeichnete Situation) über das andere setzt, werden 64 verschiedene Zustände geschaffen. Zu jedem Hexagramm gehört ein besonderes Bild der Natur, das durch den Gegensatz oder den Ausgleich der Kräfte in den Trigrammen entsteht. Somit kann aus den Linien der Hexagramme die darin enthaltene Spannung und Harmonie abgelesen werden.

C.G. Jung bezeichnete die Hexagramme ‚als Matrix aller denkbaren Prozesse‘. In einem Hexagramm und dessen Aufbau aus Yin- und Yang-Linien befindet sich verdichtet eine ganze Kosmologie, eine Soziologie, eine Psychologie und ein Bild dessen, wie die Archetypen der Natur sich in einen Gleichgewichtszustand begeben, sich gegenüberstehen, einen schnellen Wechsel durchführen oder eine zeitweilige Stabilität erreichen. Durch Beobachtung der Gesellschaft und der Natur und durch das Studium der Hexagramme waren viele Generationen in der Lage, dem Buch der Wandlung neue Interpretationen hinzu- zufügen. Die Frage lautete dabei nicht so sehr, wie es zu einer bestimmten Situation gekommen ist oder welcher Faktor diesen Effekt hervorgerufen hat, sondern was im selben Augenblick in sinnvoller Weise zusammengehört und geschehen mag.

Kosmologie und innere Struktur

In der Kosmologie des I Ging wird ähnlich wie in vielen mystischen Bildern der Mensch als Mittler zwischen Himmel und Erde angesehen. Alles, was stattfindet, ist eine Entfaltung von Mustern, die in einer höheren Welt – für die normalen menschlichen Sinne unerreichbar – vorhanden sind. Die Muster und Wandlungen existieren ohne zeitliche Begrenzung, so daß die Abläufe in Natur und Gesellschaft nur zeitweilige Bilder des Ewigen darstellen. Die chinesischen Weisen besaßen eine unmittelbare Schau dieser höheren Welt und legten ihre Einsichten im Buch der Wandlung nieder. Dazu bemerkt der theoretische Physiker F. David Peat: Die Muster und Wandlungen „haben als ‚Symmetriemuster‘ ihren tieferen Grund in einem zeitlosen Zustand und entfalten sich innerhalb der Zeit und innerhalb der Realität unserer Wahrnehmung“. (Peat 1989, S.161). Alle symbolischen Entsprechungen und Resonanzen bilden Teile eines gewaltigen Musters, deren Interaktionen in Abhängigkeit vom ganzen, stets sich zyklisch wandelnden Organismus nicht durch mechanische Impulsübertragung oder ein kausales Prinzip bestimmt sind, sondern eher durch organisches, strukturelles Durchweben der Kräfte in einem geheimnisvollen Gleichklang.

Das Buch der Wandlung sucht den Kern der Erscheinungen und die Konsequenzen eines bestimmten Augenblicks offenzulegen und leitet den Fragenden im Sinne eines Orakels dazu an, Verantwortung für seine Handlungen und Entscheidungen zu übernehmen. Dies entspricht auch der instabilen Situation an Gabelungspunkten bei Bifurkationen, aus denen schließlich dissipative Strukturen entstehen. Es sind Kerne in Raum und Zeit, in denen künftige Strukturen bereits angelegt sind. An einem solchen Punkt der Möglichkeit und Veränderung kann sich ein System in eine von mehreren möglichen Richtungen bewegen, von denen jede sich zu einer neuen Struktur entfalten kann.

Eine systematische Untersuchung der inneren Struktur des I Ging legte der I Ging- Forscher Lama Anagarica Govinda vor (Govinda 1983). Sie offenbart, dass das ältere System, die sogenannte „abstrakte Ordnung“ des Fu Hsi, gegenüber der „zeitgebundenen Ordnung“ des Königs Wen Wang sowohl in ihrer geometrischen wie auch philosophischen Ausdeutung besonders überzeugt, abgesehen vom symbolischem Gehalt. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Systemen besteht in der Bedeutungsänderung der senkrechten Achse. Fu Hsi geht von den grundlegenden Prinzipien des Lichtes und der Dunkelheit aus, in dem sich ihm die polare Natur des Universums offenbart. Wen Wang hingegen war mehr an den irdischen bzw. den unser Leben betreffenden Auswirkungen dieser Prinzipien interessiert. Fu Hsi arbeitete mit den beiden Hauptprinzipien Himmel und Erde, die er zur senkrechten Achse seines Systems machte. (Abb. I.7.06)

I Ging und Farbe

Wie im Bereich der Naturwissenschaft hat es auch im Hinblick auf das visuelle Phänomen Farbe Reflexionen auf das I Ging gegeben. Beispielsweise wurden schon Mitte der 50er Jahre, in denen die Farbe zunehmend auch in der Persönlichkeits- und Werbepsychologie Bedeutung erlangte, 720 kombinatorisch aus dem I Ging abgeleitete Farbendreiklänge als „Anzeiger der seelischen Situationen und deren entsprechenden Verhaltensweisen“ erarbeitet und in einem Handbuch „I Ging der Farben“ aufgelistet. (Jossè 1956)

Abgesehen von einer Vielzahl ähnlicher Versuche, zumeist mit synästhetischen Ansprüchen, die Farbmannigfaltigkeit ganzheitlich zu strukturieren und analog zuzuordnen, gelang es Anfang der 80er

Jahre Hans Peter Maier, eine schlüssige generative Zuordnung der Farbmannigfaltigkeit zu den 64 Hexagrammen des I Ging zu erstellen (Maier 1980).

Maier orientierte sein komplexes Modell insbes. an der von Schönberger entdeckten strukturellen Analogie des genetischen Codes der Erbsubstanz mit der Kombinatorik des I Ging. In seinem ‚Ewigen Rad‘ hat Maier die 64 Hexagramme des I Ging durch Zuordnung der Hexagramme zu einem dreistelligen Farbcode (000 bis 333) in Farbe übersetzt. (Maier 1991/92) Er griff hierzu in reduzierter Form auf eine Notation zurück, die Alfred Hickethier seinem Druckfarben-Würfel zugrunde gelegt hatte. Aus der fortschreitenden Kombination der vier Bigramme folgen schließlich 64 verschiedene Farbsituationen, deren generativer Zusammenhang in der kombinatorischen Matrix der Hexagramme deutlicher wird als im Kreis (Abb. I.7.07). Maiers Bemühungen gipfelten im Entwurf und der Herausgabe von 64 anschaulichen, analogen I Ging-Farbkarten, denen Susanne Wied und Stefan Pietryga Texte und Bilder zugeordnet haben (Maier u.a. 2008). Schließlich sei hier auch auf das Werk von Karsten K. Panzer hingewiesen, der als Mediziner, Journalist und Künstler (PerZan) seit 1990 etwa mit Konzepten und Bildern auf eine Metasprache und deren Visualisierung hinarbeitet, die auch das Phänomen Farbe mit dem I Ging verbindet (P. 2002/2009/2010). Panzer, der sich wie Maier auf die von Schönberger gefundene Korrelation zwischen dem I Ging und genetischem Code stützt, hat inzwischen mit seiner „I Gene Vision“ eine faszinierende Methode zur Visualisierung und Vorhersage biogenetischer Mannigfaltigkeit (Mutagenese) mit Hilfe der Farbe entwickelt und tritt als ein Vertreter der „genetischen Kunst“ auch für den Modellchrakter ein, den Kunst in unserer Zeit zunehmend gewinnt. In PerZans Modellen kann man zu- dem auch das generative Prinzip der ‚Complikation‘ nach Goldschmidt entdecken.

chromatische Struktur aufweist im Gegensatz zur kombinatorisch eindimensionalen, diatonisch begründeten Struktur in Maiers Modell, das 64 Farben repräsentiert. Der Unterschied resultiert aus einer stärker integrativen Zuordnung der Urkräfte Kien und Kun zu den polaren Gegensätzen des Lichten und Dunklen. Im Ergebnis zeigt das AMC wesentliche Übereinstimmungen mit der inneren Struktur des abstrakten Systems des Fu Hsi, aber weitgehend auch mit der Struktur von Maier.

Die „Condensed Values“ des Farbkreises PerZan entwickeln einen Farbkern, aus dem man sich in Rückkopplung alles gesetzmäßig Entstehende vorstellen oder es nachvollziehen kann, indem man es sich aus einem Ur-Muster entfaltet denkt. PerZan

Die Korrelation des Analogie-Modells der Farbe (AMC) mit dem I Ging

Jener Teil des Geschehens, den wir sehen können, ist der notwendige Gegenpol zu dem, was unsichtbar ist. Jean Gebser

Den Zugang zum Buch der Wandlungen verdanke ich Hans Peter Maier. Wir begegneten uns 1991 auf einer Farbtagung in Berlin, auf der er mir sein Farbenmodell und dessen Bezug zum I Ging vorstellte und ich ebenfalls Gelegenheit hatte, ihn mit meinem Modell bekannt zu machen. Uns war bald klar, dass auch die Kombinatorik des AMC eine grundlegende Entsprechung zur Kombinatorik des I Ging aufweisen musste. Nach erstem Studium des I Ging bestätigte sich dies umgehend und ich konnte das AMC um jene Dimension erweitert vorstellen (Bendin 1994). Es verging aber erst ein Jahrzehnt, bis ich schließlich eine eingehende strukturelle Analyse der 12 Farbstrahlen des AMC in Bezug auf das I Ging in Angriff nahm und eine Zusammenfassung der Wirkungstendenzen für die 12 Farbtöne erarbeitete. 2001 konnte ich das Ergebnis Hans Peter Maier über- reichen (Bendin 2001). Es zeigte, dass die Zuordnung der Farbtöne des AMC zu den Hexagrammen kombinatorisch eine mehrdimensionale, auf Komplikation beruhendechromatische Struktur aufweist im Gegensatz zur kombinatorisch eindimensionalen, diatonisch begründeten Struktur in Maiers Modell, das 64 Farben repräsentiert. Der Unterschied resultiert aus einer stärker integrativen Zuordnung der Urkräfte Kien und Kun zu den polaren Gegensätzen des Lichten und Dunklen. Im Ergebnis zeigt das AMC wesentliche Übereinstimmungen mit der inneren Struktur des abstrakten Systems des Fu Hsi, aber weitgehend auch mit der Struktur von Maier.

Zur Beschreibung der Korrelation

Die Beschreibung der Korrelation der Töne und Achsen des Analogie-Modells mit der auf dem binären Code basierenden, kombinatorisch entwickelten Beschreibung der 64 Situationen (Bildern) im Buch der Wandlungen erfolgte auf der Grundlage der deutschen Übersetzung durch Richard Wilhelm sowie der Untersuchung der inneren Struktur des I Ging durch Lama Anagarica Govinda (Govinda 1983).

Die Ermittlung und Beschreibung der Korrelation wurde vorgenommen in zwei zyklischen Zuordnungen der I Ging-Codierung zum generativen Schema und dem zwölfteiligen Farbtonkreis des AMC sowie in Charakteristiken der 12 Farbtöne bzw. Situationen.

Hierfür ist die Zugehörigkeit des jeweiligen Farbtons einschließlich seiner Gegenfarben zu einer bestimmten Farbachse im AMC angegeben. Zudem ist jeder Farbton hinsichtlich seiner generativen Herkunft charakterisiert (lichtgenetischer Charakter). Schließlich sind diesen Angaben Wirkungstendenzen angefügt, die aus den beteiligten Hexagrammen und Bildern des I Ging abgeleitet und zu einem Gesamtbild der Situation verdichtet wurden. Für die zusammenfassende Interpretation wurde besonderes Augenmerk gelegt auf die für das System des Fu Hsi zutreffenden Aussagen in Bezug auf Helligkeitsverhältnisse, Intensitäten und Bewegungsrichtungen der universellen Kräfte Yin und Yang.

1. Zuordnung der Hexagramme

Die Mehrdimensionalität der Korrelationen zwischen dem binären Code des I Ging und der Farbtonordnung des AMC wurde in drei verschiedenen Kreisstrukturen erfasst, wobei in der „Vektorkorrelation“ zunächst die beiden polaren Monogramme, deren Verdopplung sowie Verdreifachung zu entsprechenden Bi- und Trigrammen zugeordnet wurden (Abb. I.8.01). In zwei weiteren Strukturdarstellungen folgt die Zuordnung und komplikatorische Differenzierung aus den erzeugenden vier Bigrammen bzw. acht Trigrammen des abstrakten Systems des Fu Hsi zu zyklischen „Hexagrammfolgen“ (Abb. I.8.02 und 03). Die in ihnen zum Aus- druck kommenden zyklischen Bewegungen wirken hin- und herschwingend über das Kreisinnere hinweg von einer Seite auf die ihr genau gegenüber liegende Seite.

Aus der Gesamtheit jener mehrdimensionalen Ermittlung resultiert schließlich die Zuordnung aller korrelierenden Hexagramm- Gruppen zu den 12 Farbtönen des AMC und den achromatischen Grund-Qualitäten Weiß, Schwarz und Grau (Abb. I.8.04). Die Farbachsen weisen eine zunehmende Complikation symmetrischer Verhältnisse mit steigender Anzahl der achsenzugehörigen Hexagramme auf. Dabei zeigt sich im Vergleich mit der Hexagramm-Projektion auf eine Kreisfläche durch L.A. Govinda hohe Übereinstimmung des Analogie-Modells mit der inneren Struktur der abstrakten Ordnung des Fu Hi (Abb I.8.05).

2. Die Achsenzugehörigkeit

Die Farbtöne sind aufgrund ihres spezifischen Charakters mit einem ausgleichenden Gegenpol, ihrer Gegenfarbe, durch ein gemeinsames, ursprüngliches Band, eine bipolare Wirkungsachse, verbunden. Auf jener Achse findet zwischen den sich ergänzenden Paaren ein Wechselspiel der Kräfte statt. Die Gegenfarben sind dual erscheinende Komponenten einer Wirkungseinheit.

Wie die Farbtöne, so unterscheiden sich jeweils auch die Achsen charakteristisch voneinander. Drei Hauptachsen zeichnen sich durch eine besondere Spannung aus. Jeweils rechtwinklig dazu agieren Zwischenachsen, die ausgleichend wirken:

I: TS-Ausgleichs-Achse
II: Helligkeitsspannungs-Achse (HS) III: FS-Ausgleichs-Achse
IV: Temperaturspannungs-Achse (TS) V: HS-Ausgleichs-Achse
VI: Farbspannungs-Achse (FS)

Die drei Ausgleichsachsen kann man aufgrund ihrer Wirkungsrichtungen auch weitergehend charakterisieren:

Achse I: Impuls gebende Achse (lösend und wendend)
Achse III: Raum greifende Achse (drängend und ziehend)

Achse V: Innehaltende Achse (schwebend und setzend)

Die Farbachsen weisen zunehmende Komplikation der symmetrischen Verhältnisse auf, die in einer steigenden Anzahl der achsenzugehörigen Hexagramme zum Ausdruck kommt:

3 + 3 = 6 Hexagramme (Achsen VI, I u. V) 4 + 4 = 8 Hexagramme (Achsen II und IV) 5 + 5 = 10 Hexagramme (Achse III)

3. Der lichtgenetische Charakter

Die spezifische generative Herkunft der Farbtöne äußert sich in einem besonderen „lichtgenetischen“ Charakter, der sich aus den Helligkeitsverhältnissen des Grundes und den auf ihm wirkenden Richtungen (Aufhellung bzw.Verdunklung) und Intensitäten (1. bzw. 2. Grades) ergeben. Die Charakteristik wird auf der Grundlage der generativen Grammatik des Analogie Modells beschrieben.

4. Die Wirkungstendenz

Gewissermaßen als Quersumme der Wirkung aller an der jeweiligen Situation beteiligten Kräfte wurde aus den Bildern der beteiligten Hexagramme eine vorherrschende, gemeinsame Tendenz herausgezogen. Besondere Anhaltspunkte für die Analyse bildeten die an vielen Stellen der Bildbeschreibungen enthaltenen Aussagen zu den jeweils vorherrschenden Licht- und Helligkeitsverhältnissen (z.B. Licht oder Schatten, Hell oder Dunkel, Klarheit oder Trübe), den Bewegungsrichtungen (z.B. statisch oder dynamisch bzw. nach oben oder unten, nach vorn oder zurück, nach innen oder außen) sowie den wirkenden Intensitäten (z.B. stark oder schwach, groß oder klein). Dabei wurden manchmal auch noch weitere intersensorielle Dimensionen der Beschreibungen einbezogen (z.B. dicht oder locker etc.)

Charakteristik im Einzelnen

Die polaren Urkräfte Weiß und Schwarz und ihr Ausgleich zu Grau

Hexagramme:

Weiß:1; Schwarz:2 Grau: 63, 64

Achsenzugehörigkeit:

VI (S-W) bzw. III (Grau)

Lichtgenetischer Charakter:

Weiß: Starke Helle (+)
Schwarz: Starkes Dunkel (- )
Grau: Vermittelte Helle bzw. Dunkel (+ – bzw. – +)

Wirkungstendenz:

Weiß: Lichte, starke, geistige, tätige Urkraft des Schöpferischen (YANG) vermag der Idee Gestalt zu verleihen. Die erhabene Kraft des Lichten muss belebend von außen wirken.

Schwarz: Schattige, weiche, rezeptive Urkraft: hingebend, erdhaft, sinnlich, empfangend u. gebärend (YIN).

Grau: Aus dem Dunkel steigt Helle auf (das Dunkle haftet am Lichten) oder das Licht strömt unablässig ins nachgiebige Dunkel (wird inneres Licht). Verklärung, Dauer und Indifferenz.

Achsenzugehörigkeit: Achse I

90 Violett bildet eine duale Komponente in Einheit mit dem Gegen-Farbton Gelbgrün (Farbton 7) auf der Temperaturspannungs- Ausgleichs-Achse (impulsgebenden Achse).

Lichtgenetischer Charakter:

Aufhellung 2. Grades (schwache Helle) auf dunklem Grund +XII (Violettblau), gekoppelt mit kombinierter Aufhellung 1. und 2. Grades auf dunklem Grund +XI +XII (Magentarot)

Wirkungstendenz:

Das Dunkle, das an sich starr und unbeweglich ist, wird aufgelöst durch das eindringende lichte Prinzip, dem es sich unterordnet in Sanftheit. Das Weibliche kommt von sich aus dem Männlichen entgegen. Vorübergehend wird Starkes durch Schwaches im Zaum gehalten.

Achsenzugehörigkeit: Achse II

Violettblau bildet eine duale Komponente in Einheit mit dem Gegen-Farbton Gelb (Farbton 8) auf der Helligkeits-Achse.

Lichtgenetischer Charakter:

Aufhellung 2. Grades (schwache Helle) auf dunklem Grund +XII

Wirkungstendenz:

Licht und Klarheit. Inneres Lösen vom trennenden Ich (Egoismus). Selbsterneuernde Hinwendung zum ewig unerschöpflichen Grund. Beständige Zurückhaltung, Umsicht und Pflege. Das Lichte zieht sich vor der Kraft des Schattigen zurück.

Achsenzugehörigkeit: Achse III

Blau bildet eine duale Komponente in Ein- heit mit dem Gegen-Farbton Orange (Farb- ton 9) auf der Farbspannungs-Ausgleichs- Achse (raumgreifenden Achse)

Lichtgenetischer Charakter:

Aufhellung 2. Grades (schwache Helle) auf dunklem Grund +XII (Violettblau), gekoppelt mit Verdunklung 1. Grades (starkes Dunkel) auf hellem Grund – XI (Cyanblau)

Wirkungstendenz:

Das Lichte fließt unablässig hinab ins nachgiebige Dunkel (Schlucht). Das wie- derholte Dringen ins verborgene Innere (Flucht) erfordert innere Wahrhaftigkeit und dauernde Anstrengung zu allmählichem Fortschritt. Entschlossenheit und Energie sind zur Arbeit am Verdorbenen nötig.

Achsenzugehörigkeit: Achse IV

Cyanblau bildet eine duale Komponente in Einheit mit dem Gegen-Farbton Orangerot (Farbton 10) auf der Temperatur-Achse.

Lichtgenetischer Charakter:

Verdunklung 1. Grades (starkes Dunkel) auf hellem Grund: -XI

Wirkungstendenz:

Die lichte Kraft zieht sich zurück, die dunkle ist wieder im Steigen. Die Not gebietet Empordringen durch Hingabe und fügsames Biegen um Hindernisse, erfordert Bescheidenheit, Interesse und Aufnahmebereitschaft zur Lehre, allmähliche und stetige Bildung und Verwirklichung der Persönlichkeit durch höchsten Ernst und innere Sammlung.

Achsenzugehörigkeit: Achse V

Blaugrün bildet eine duale Komponente in Einheit mit dem Gegen-Farbton Rot (Farb- ton 11) auf der Helligkeits-Ausgleichs-Achse (stetigkeitsfordernden Achse)

Lichtgenetischer Charakter:

Verdunklung 1. Grades (starkes Dunkel) auf hellem Grund -XI (Cyanblau), gekoppelt mit kombinierter Verdunklung 1. und 2. Grades auf hellem Grund – XI -XII (Grün)

Wirkungstendenz:

Im Innehalten sind Ende und Anfang aller Bewegung: Ruhe und Bewegung sind in Übereinstimmung (Licht des Lebens). Das Dunkle höhlt das Lichte unmerklich aus. Deshalb ist es weise, auf den Wechsel von Fülle und Leere durch Fügsamkeit, Hingabe, Stille und Bescheidenheit zu reagieren. So wird das Bescheidene wieder gefüllt und zum verklärten Leuchten im himmlischen Licht geführt.

chsenzugehörigkeit: Achse VI

Grün bildet eine duale Komponente in Einheit mit dem Gegen-Farbton Magentarot /Purpur (Farbton 12) auf der Farbspannungs-Achse.

Lichtgenetischer Charakter:

Verdunklung 1. Grades (starkes Dunkel) auf hellem Grund -XI (Cyanblau), gekoppelt mit Verdunklung 2. Grades (schwaches Dunkel) auf hellem Grund – XII (Gelb)

Wirkungstendenz:

Schattige, weiche, rezeptive Urkraft: hingebend, erdhaft, sinnlich, empfangend u. gebärend (YIN). Es ist gut, sich herabzulassen und mit der rechten Würde auf der Erde zu bleiben. Ein Vogel soll sich ins Nest setzen und nicht in die Sonne fliegen wollen. Stille bewirkt Mäßigung der Bewegungen. Sorge für die eigene Ernährung in rechter Weise durch Pflege der edlen Teile Deines Wesens.

Achsenzugehörigkeit: Achse IV

Orangerot bildet eine duale Komponente in Einheit mit dem Farbton Cyanblau (Farbton 4) auf der Temperatur-Achse.

Lichtgenetischer Charakter:

Aufhellung 1. Grades (starke Helle) auf dunklem Grund + XI

Wirkungstendenz:

Das Lichte als innerer Wert steigt auf. Der Kampf der lichten und der dunklen Kraft wirkt sich in Umwälzung aus. Der Gegensatz erfordert Beschränkung auf allmähliche Wirkungen im Kleinen. Erkenntnis und Regeln ermöglichen Klarheit, Ordnung und Gerechtigkeit und damit Größe.

Achsenzugehörigkeit: Achse V

Rot bildet eine duale Komponente in Einheit mit dem Farbton 5 Blaugrün (Gegenton) auf der Helligkeitsspannungs-Ausgleichs- Achse (stetigkeitfordernde Achse)

Lichtgenetischer Charakter:

Aufhellung 1. Grades (starke Helle) auf dunklem Grund + XI (Orangerot), gekoppelt mit kombinierter Aufhellung 1. und 2. Grades auf dunklem Grund +XI +XII (Magentarot)

Wirkungstendenz:

Wahrheit und Stärke im Innern schaffen erst durch Milde nach außen heitere Leichtigkeit und beständige Freude. Ein entspannender Durchbruch wird durch energischen Fortschritt im Guten erreicht. Ein gutes, bescheidenes Auftreten lindert Reizungen und befördert den Fortschreitenden, etwas zu leisten.

Achsenzugehörigkeit: Achse VI

Magentarot (Purpur) bildet eine duale Komponente in Einheit mit dem Farbton Grün (Farbton 6) auf der Farbspannungs-Achse.

Lichtgenetischer Charakter:

Aufhellung 1. Grades (starke Helle) auf dunklem Grund + XI (Orangerot), gekoppelt mit Aufhellung 2. Grades (schwache Helle) auf dunklem Grund + XII (Violettblau)

Wirkungstendenz:

Die lichte, starke, geistige, tätige Urkraft des Schöpferischen (YANG) vermag der Idee Gestalt zu verleihen. Die erhabene Kraft des Lichten muss belebend von außen wirken. Sanftes Eindringen der schöpferischen Kraft weckt innere Wahrheit. Wenn das Starke im Übergewicht ist, sind Hinwendung zum Niederen und verständnisvolles Einfühlen in den Sinn der Lage fördernd. Es gilt, auch in Einsamkeit fest zu stehen und bei Weltverzicht unverzagt in Heiterkeit.

I.8.12 Helligkeitsäquivalenz und Achslage der Gegenfarbenpaare des AMC

I.8.13 Korrelation der 12 Farbtöne des AMC mit der Helligkeitsdynamik des I Ging

Vollständiger Beitrag zum Download:

Verantwortung liegt bei dem Urheber des Beitrags Eckard Bendin

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